Dienstag, 3. Juli 2012

Schäden durch Luftfeuchtigkeit

Im Januar 2012 begann ich ein Experiment. Meine Idee war, eine Annahme auf ihren Wahrheitgehalt zu überprüfen.

Die These lautete: Kann eine Gitarre sich innerhalb von 8 Stunden bei Kälte im Freien so stark verändern, dass sie danach unspielbar ist?

Bekannte, Freunde und Kursteilnehmer erzählten mir von den Schäden an ihren Gitarren.
Bei der A-Gitarre eines Teilnehmers löste sich die Bridge.




 Nun wollte ich  sehen, ob die Geschichten richtig sind.
Klar, das Holz einer Gitarre kann sich verändern, weil das Holz Feuchtigkeit
aufnimmt - das Holz dehnt sich aus - und abgibt - das Holz verkleinert sich.


In der Regel besteht zwischen dem Holz und der Umgebung eine Balance - eine Art Gleichgewicht.

Meine Fragen waren:
Welche Veränderung treten auf?
Wie lange dauert der Prozess?

Wie ich schon sagte, im Januar 2012 bei tiefen minus Graden bis -17° C im Freien, stellte ich meine ältere A-Gitarre nach draußen und ließ sie dort bis Juli 2012 stehen.



Ich war etwas erstaunt. Denn in den ersten Tagen passierte überhaupt nichts - jedenfalls waren keine sichtbaren Veränderungen aufgetreten. Regelmäßig nahm ich die Gitarre in die Hand, stimmte sie und spielte ein paar Akkorde - soweit alles o.k.. Auch in den folgenden Wochen sah ich keine sichtbaren Schäden.
Ende Februar noch immer der gleiche Zustand.

Erst nach den Osterferien - Ende April 2012 - konnte ich es deutlich erkennen: Rost und .......







Ich sah überall genau hin. Die Bridge löste sich.
Das Hals war leicht verbogen und neigte sich nach unten.
Rost bildete sich auf den Saiten und der Mechanik.
Ich fotografierte diese bemerkenswerten Veränderungen.








    Die  Saitenhöhe war enorm angestiegen.
Überall erkannte ich leichte Risse.





                                                           










Auf dem Bild rechts ist der Hals leicht geschwungen.
Der Halsfuss löste sich vom Korpus.


Seitdem kam es zunehmend zu dramatischen Veränderungen.
Ende Juni fotografierte ich erneut die Gitarre.
Die Entwicklung und der Zustand der Akustikgitarre übertrafen meine Vorstellungen. Der rasante Verfall war enorm.


Diese Bilder haben mich beeindruckt. Doch meine anfangs erwähnte Annahme wurde dadurch eigentlich nicht bestätigt. Meine Meinung dazu: Eine Gitarre wird sich nicht nach 8 Stunden Aufenthalt im Freien dergestalt verändern, dass sie schließlich unspielbar wird. Allerdings bei einem Zeitraum von ca. 4-6 Monaten - abhängig von einigen Faktoren, weist die Gitarre erhebliche Schäden auf. In diesem Zustand mag niemand mehr auf ihr Akkorde picken und Songs begleiten.
Ich habe mehrere Dinge aus diesem Experiment für mich erkannt.

a) mangelnde/zu hohe Luftfeuchtigkeit kann schwere Schäden verursachen.

b) Diese Schäden treten jedoch erst auf, wenn eine Gitarre einen längeren Zeitraum den äußeren
    Einflüssen ausgesetzt ist.

c) Es gibt eigentlich keinen Grund, die Situation zu dramatisieren oder in Panik zu verfallen, sofern die Gitarre
    sorgfältig behandelt wird.

d) Im Winter und Sommer herrschen unterschiedliche Temperaturen. Bei niedrigen Temperaturen
     sinkt die Luftfeuchtigkeit und bei hohen Temperaturen steigt die Luftfeuchtigkeit.

e) Der Raum, in der eine Akustikgitarre dauerhaft untergebracht ist, sollte über ein ausreichendes 
    Niveau an Luftfeuchtigkeit verfügen. 

f) Raumbefeuchter oder Gitarrenbefeuchter können helfen die Luftfeuchtigkeit im Raum bei ca. 60% zu
    halten.

Ich möchte noch hinzufügen, dass das Experiment keine Rechtfertigung dafür ist, einen leichtsinnigen Umgang
mit der Gitarren zu pflegen. Bitte das Experiment nicht an der eigenen Luxus Git ausprobieren, um mir anschließend die Rechnung zu schicken. Jeder mag individuell vor Ort entscheiden, was richtig ist.



Ausblick:

Ich werde das Experiment wiederholen.
Ein anderes Experiment werde ich demnächst vorstellen.
Ferner werde ich einige Überlegungen einstellen, wie sich das Experiment auf die E-Gitarre übertragen läßt.
















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